Winterthermik für Paragleiter und Hängegleiter in Werfenweng bei Salzburg? Ja, die gibt es auch in den tiefsten Wintermonaten Dezember und Jänner, wenn auch nicht die Regel und nicht von großer Stärke, aber immerhin Thermik kann vorhanden sein.
Dazu benötigt es eine labile Schichtung. Entscheidend ist dabei die Temperaturabnahme mit der Höhe. Ist die Luft entsprechend „labil“ geschichtet, kann man auch bei sehr kalter Lufttemperatur am Boden mit Bildung von Thermik rechnen. Voraussetzung ist ein Untergrund, der geeignet ist, die Sonneneinstrahlung in Wärme umzuwandeln und so als „Wärmequelle“ zu fungieren. Das Aufsteigen von Thermik ist nur vom Temperaturunterschied zwischen Umgebungsluft und der etwas wärmeren Thermikblase abhängig. Der Temperaturbereich in dem sich diese Wärme-Differenz ausbildet, ist dabei kaum von Bedeutung. Ideale Untergründe für die Thermikentwicklung im Winter sind dunkle Waldflächen.
Meist wartet man aber auf Cumulusbewölkung vergebens. Warum? Im Gegensatz zur warmen Sommerluft kann die kalte Winterluft weniger Wasser aufnehmen um dann bei der Kondensation wieder als Wolke sichtbar freizusetzen. Es entsteht folglich "Blauthermik" (siehe Bild unten).
Ein zusätzlicher unterstützender Faktor, der nicht unterschätzt werden soll, ist der überregionale Wind. Wenn der dann auch noch ein wenig hilft, dann ist es speziell für Thermikanfänger ein Genuss, denn Winterthermik ist in der Regel einfach zu befliegen. Ein weiterer Vorteil für Thermikanfänger ist, dass man am tiefer gelegenen Landeplatz in den sogenannten „Kaltluftsee“ einfliegt und da ist mit sehr ruhigen Verhältnissen zu rechnen. Diesen Fluggenuss kann man freilich nicht überall im Alpenraum erleben, aber bei uns in Werfenweng am Bischling gehört es dazu.
Ein Tandemflug mit dem Gleitschirm oder eine Ausbildung zum Paragleiterpiloten kann auch im Winter ein Erfolgserlebnis sein, natürlich, vor der Kälte muss man sich schützen, ähnlich wie beim Skifahren.
Nachsatz zur Labilität
Eine Labile Schichtung ist gut für die Thermikentwicklung im Winter (auch zu anderen Jahreszeiten). Wird also höhenkalte Luft vom Nordatlantik herangeführt, kann sich bei geringer Erwärmung des Untergrunds Thermik bilden. Im Frühjahr und Frühsommer führt genau diese labile Luftschichtung zu lebhaften turbulenten Auf- und Abwinden, daher sollten Gleitschirmneulinge ihre Flugaktivitäten im Frühjahr und Frühsommer auf den Vormittag und den späten Nachmittag legen.
Übrigens
Am Anfang des Drachensports genoss man ruhige Winterflüge. Man glaubte aber nicht so recht an Thermik in den Wintermonaten. Neben den neu gewonnenen Flugerfahrungen und Techniken waren es dann vor allem die bessere Leistung sowie neu erschlossene Fluggebiete, die der Winterfliegerei mit Gleitschirmen und Drachen zum Durchbruch verhalfen.